Open Data aus Bonn: Wie wir Stadtpolitik transparent machen können
Wie funktioniert eigentlich Kommunalpolitik in Bonn? Welche Themen bewegen die Stadt? Und wie können wir als Bürger:innen herausfinden, was in den Gremien diskutiert wird? Diese Fragen haben mich in den letzten Wochen umgetrieben - besonders nach Gesprächen mit Freunden und einem zufälligen Austausch beim Barcamp Bonn in diesem Jahr mit jemandem, der mit hinter der Initiative über die ich schon früher berichtet habe steht.

Die Suche nach Transparenz
Die zentrale Frage ist recht einfach: Wie finde ich heraus, was Bonn aktuell bewegt, welche Anliegen an die Verwaltung herangetragen werden, und welche statistischen Auswertungen können uns dabei helfen, kommunalpolitische Entwicklungen besser zu verstehen?
Als technikaffiner Mensch habe ich mich auf die Suche nach digitalem Datenfutter gemacht - und bin fündig geworden.
OParl: Das offene Ratsinformationssystem
Die Stadt Bonn nutzt die OParl-Schnittstelle, eine standardisierte API für parlamentarische Informationssysteme. Dies ermöglicht den Zugriff auf alle Beschlussvorlagen, Bürgeranträge und weitere offizielle Dokumente der Stadtverwaltung und politischen Gremien.
Ich habe ein kleines Projekt gestartet, um diese Daten systematisch auszuwerten: https://codeberg.org/machdenstaat/stadt-bonn-oparl
Das Tool kann:
- Alle OParl-Paper (Beschlussvorlagen, Bürgeranträge etc.) auslesen
- Die PDFs in maschinenlesbares Markdown konvertieren
- Wichtige Metadaten wie Schlagworte, zuständige Gremien und Beschlussinhalte extrahieren
Was können wir aus den Daten lesen?
Die aufbereiteten Daten liefern uns detaillierte Einblicke in die Arbeit der Stadtverwaltung. Am Beispiel eines Papiers sieht das etwa so aus:
PaperAnalysis(
id='253106',
title='Bericht zur haushaltswirtschaftlichen Lage nach dem 1. Quartal 2025',
type=<PaperType.mitteilungsvorlage: 'Mitteilungsvorlage'>,
creation_date='2025-05-15',
responsible_department='Dezernat II',
decision_body='Rat, Ausschuss für Finanzen, Beteiligungen',
decision_date='2025-07-10',
subject_area='Wirtschaft & Finanzen',
geographic_scope='Gesamtstadt',
priority_level='Mittel',
main_proposal='Vorlage eines Berichts zur haushaltswirtschaftlichen Lage der Bundesstadt Bonn für das erste Quartal 2025 mit Vergleich zu 2024, einschließlich Entwicklung der Erträge, Aufwendungen und des Schuldenstands.',
key_stakeholders=['Dezernat II', 'Rat', 'Ausschuss für Finanzen, Beteiligungen', 'Oberbürgermeisterin'],
summary='Es handelt sich um eine Mitteilung über einen noch nachzureichenden Quartalsbericht zur Haushaltslage der Stadt Bonn. Der Bericht wird Informationen über die Entwicklung der Erträge und Aufwendungen, Veränderungen im
Vergleich zum Vorjahr, mögliche Abweichungen von Haushaltsansätzen sowie den aktuellen Schuldenstand enthalten.',
tags=['Haushalt', 'Finanzen', 'Quartalsbericht', 'Controlling', 'Schuldenstand'],
next_steps='Kenntnisnahme durch den Rat am 03.07.2025 und den Ausschuss für Finanzen und Beteiligungen am 10.07.2025',
additional_notes='Der eigentliche Bericht wird noch nachgereicht und liegt zum Zeitpunkt der Mitteilung noch nicht vor.'
)
Analyseoptionen für kommunale Transparenz
Mit einer größeren Datenmenge könnten wir folgende spannende Analysen durchführen:
1. Thematische Schwerpunkte erkennen
Durch die Analyse der Tags und Inhalte lässt sich erkennen, welche Themen in Bonn besonders häufig diskutiert werden. Sind es vor allem Umweltthemen? Verkehr? Bildung? Eine zeitliche Analyse könnte zeigen, wie sich der Fokus über die Jahre verschoben hat.
2. Verteilung von Bürgeranträgen auf Gremien
Welche Ausschüsse und Gremien beschäftigen sich am häufigsten mit Bürgeranträgen? Gibt es Themen, die besonders oft an bestimmte Ausschüsse weitergeleitet werden? Diese Daten helfen zu verstehen, wie Bürgerbeteiligung strukturell in der Kommunalpolitik verankert ist.
3. Entscheidungsprozesse und Zeitabläufe
Wie lange dauert es durchschnittlich von der Einreichung eines Antrags bis zur Entscheidung? Unterscheiden sich diese Zeiten je nach Thema oder Ausschuss? Diese Daten könnten Aufschluss über Effizienz und Priorisierung innerhalb der Verwaltung geben.
4. Geographische Schwerpunkte
Welche Stadtteile werden in Beschlüssen und Anträgen besonders häufig erwähnt? Gibt es Ungleichgewichte in der Aufmerksamkeit zwischen verschiedenen Stadtbezirken?
Erste Ergebnisse und offene Daten
Die bisher gesammelten Daten habe ich auf Kaggle veröffentlicht: https://www.kaggle.com/datasets/cgoern/stadt-bonn-allris-partial, inklusive eines Jupyter Notebooks mit ersten Analysen. Diese Daten sind öffentlich zugänglich und können von jedem genutzt werden, um eigene Analysen durchzuführen oder die Ergebnisse weiterzuverarbeiten.
Es handelt sich um einen Teildatensatz, der als Grundlage für weitere Analysen dienen kann. Bei Interesse könnte ich mit mehr Rechenleistung und Bandbreite einen größeren historischen Datensatz aufbereiten, der mehrere Jahre umfasst.
Ausblick: Der Bonn-O-Mat?
Ein spannendes Anwendungsbeispiel für diese Daten wäre die Entwicklung von Thesen für den Bonn-O-Mat – ähnlich dem bekannten Wahl-O-Mat, aber mit Fokus auf lokalpolitische Themen in Bonn. Durch die Analyse der Dokumentenentwicklung könnten wir relevante Thesen generieren, die die aktuelle politische Landschaft in Bonn widerspiegeln.
Mitmachen und Weiterentwickeln
Dieses Projekt steht noch am Anfang und lebt von Beteiligung. Wenn du Interesse hast, mitzumachen oder eigene Ideen zur Nutzung der Daten hast, schau gerne auf der Codeberg-Seite vorbei oder teile deine Gedanken in den Kommentaren.
Kommunalpolitik kann und sollte transparent sein. Mit den richtigen Tools können wir als Bürger:innen besser verstehen, was in unserer Stadt passiert – und vielleicht sogar fundierter mitreden.