Deep Research
Der dritte Schritt im Konsensprozess, das Deep Research, baut auf der Kontextdefinition und der Thesenevaluation auf und vertieft das Verständnis der identifizierten Thesen durch gründliche Untersuchung.
Zusammenhang mit den vorherigen Schritten
Die Deep Research Phase nutzt:
- Den definierten Kontext aus Schritt 1 als Rahmen und Abgrenzung
- Die evaluierten und priorisierten Thesen aus Schritt 2 als Forschungsschwerpunkte
- Die identifizierten Stakeholder-Interessen als Perspektiven für die Untersuchung
Verfeinerter Prozess des Deep Research
1. Forschungsdesign und Methodenplanung
Methodik:
- Entwicklung eines strukturierten Forschungsplans für jede These
- Festlegung geeigneter Forschungsmethoden (qualitativ, quantitativ, mixed-methods)
- Definition von Forschungsfragen und Unterfragen
- Erstellung eines Zeitplans und Ressourcenzuweisung
- Bildung von Forschungsteams oder Arbeitsgruppen
Beispiel: Für die These “Anonymisierte Gesundheitsdaten sollten für Forschungszwecke ohne explizite Einwilligung nutzbar sein” könnte folgendes Forschungsdesign erstellt werden:
- Literaturanalyse zu Anonymisierungstechniken und deren Sicherheit
- Juristische Analyse relevanter Gesetzestexte und Präzedenzfälle
- Experteninterviews mit Datenschutzbeauftragten und Ethikern
- Fallstudien zu erfolgreichen Datennutzungsmodellen
- Quantitative Umfrage zur Patientenperspektive
2. Systematische Literatur- und Evidenzanalyse
Methodik:
- Umfassende Literaturrecherche zu jeder These
- Anwendung eines standardisierten Bewertungsschemas für Quellen
- Systematische Zusammenfassung relevanter Erkenntnisse
- Metaanalyse vorhandener Daten und Studien
- Identifizierung von Forschungslücken und offenen Fragen
Konkrete Umsetzung:
- Verwendung strukturierter Suchstrategien in wissenschaftlichen Datenbanken
- Kategorisierung der Literatur nach Relevanz und Evidenzgrad
- Erstellung von Evidence Maps für jede These
- Zusammenstellung von Schlüsselerkenntnissen in einer Synthesematrix
- Kritische Bewertung der methodischen Qualität der Quellen
3. Experteneinbindung und Wissenstransfer
Methodik:
- Identifikation von Fachexperten für jede These
- Durchführung strukturierter Experteninterviews
- Organisation von Expertenrunden oder Delphi-Panels
- Wissenschaftliche Workshops zu spezifischen Themenaspekten
- Dokumentation und Validierung von Expertenwissen
Beispiel für Experteneinbindung:
These: “Technische Implementierung von Datenschutzmaßnahmen sollte standardisiert werden”
Experte | Expertise | Einbindungsformat | Zeitpunkt |
---|---|---|---|
Prof. Dr. Schmidt | Datenschutzrecht | Tiefeninterview | KW 23 |
Dr. Müller | IT-Sicherheit | Expertenworkshop | KW 24-25 |
Ing. Weber | Implementierungspraxis | Fallstudienbericht | KW 23-26 |
Ethikrat | Ethische Perspektive | Stellungnahme anfordern | KW 22 |
4. Empirische Datenerhebung
Methodik:
- Entwicklung maßgeschneiderter Erhebungsinstrumente
- Durchführung von gezielten Umfragen bei relevanten Zielgruppen
- Organisation von Fokusgruppen zu Kernaspekten
- Analyse vorhandener Datensätze und Statistiken
- Durchführung von Feldstudien oder Beobachtungen
Konkrete Umsetzung:
- Design von Online-Umfragen mit standardisierten und offenen Fragen
- Rekrutierung repräsentativer Teilnehmer aus verschiedenen Stakeholder-Gruppen
- Moderation von Fokusgruppen zu kontroversen Aspekten
- Statistische Auswertung der erhobenen Daten
- Qualitative Inhaltsanalyse offener Antworten und Diskussionen
5. Synthese und Kontextualisierung der Erkenntnisse
Methodik:
- Integration aller Forschungsergebnisse zu jeder These
- Identifikation von Übereinstimmungen und Widersprüchen
- Systematische Zusammenführung verschiedener Perspektiven
- Erstellung eines holistischen Gesamtbildes
- Ableitung von Implikationen für den Konsensprozess
Konkreter Aufbau der Synthese:
- Multidimensionale Bewertungsmatrix für jede These
- Mapping von Positionen und Argumenten verschiedener Stakeholder
- Visualisierung von Evidenzstärke und Konsensgrad
- Darstellung von Trade-offs und Interdependenzen
- Entwicklung von Szenarien oder Entwicklungspfaden
Arbeitsergebnisse für das Konsensdokument
Aus dem dritten Schritt ergeben sich folgende konkrete Beiträge zum Konsensdokument:
-
Forschungsberichte zu den Thesen
- Detaillierte Darstellung der Methodik
- Zusammenfassung der erhobenen Daten und Erkenntnisse
- Visualisierung komplexer Zusammenhänge
- Evidenzbasierte Bewertung der These aus verschiedenen Perspektiven
-
Evidenzkompendium
- Strukturierte Aufbereitung aller relevanten Literatur
- Zusammenfassung von Studien und deren Qualitätsbewertung
- Gegenüberstellung kontroverser Forschungspositionen
- Evidenzkarten mit Bewertung der Belege zu Teilaspekten
-
Experteneinschätzungen
- Systematisierte Darstellung von Expertenurteilen
- Transkripte oder Zusammenfassungen von Experteninterviews
- Dokumentation von Expertenkonsens und -dissens
- Qualitative Einschätzungen zur Umsetzbarkeit der Thesen
-
Empirische Datenbasis
- Aufbereitung erhobener Primärdaten
- Statistische Analysen und deren Interpretation
- Zusammenfassung qualitativer Forschungsergebnisse
- Methodenbericht zur Erhebung und Auswertung
-
Integratives Synthesedokument
- Gesamtschau aller Forschungsergebnisse
- Verknüpfung mit den Ergebnissen der Thesenevaluation
- Identifikation von Kernerkenntnissen und deren Implikationen
- Herausarbeitung von Lösungsansätzen und Handlungsoptionen
Diese Arbeitsergebnisse bilden eine fundierte, evidenzbasierte Grundlage für den vierten Schritt (Validierungsumfrage) und stellen sicher, dass der Konsensprozess auf einer soliden wissenschaftlichen Basis steht. Sie dokumentieren transparent die Tiefenrecherche und machen die Erkenntnisse für alle Beteiligten nachvollziehbar zugänglich.